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des Novizenmeisters. Nicht nur Süd- und Norddeutschland waren da vertreten, sondern auch Belgien und die Schweiz. Diese Verschiedenheit des Volkstums störte aber das herzliche Einvernehmen nicht im geringsten, sondern förderte es und machte das Zusammenleben umso interessanter.

Zweimal wöchentlich wurde ein größerer gemeinsamer Spaziergang in die unvergleichlich schöne Umgebung unternommen. Beuron liegt an der oberen Donau in den Hohenzollernschen Landen. Das Tal ist eng und wildromantisch; es bildet gleichsam eine natür­liche Klausur um das Kloster. Zu beiden Seiten des jungen Stromes steigen bewaldete Berghänge steil empor, vielfach von hervorragenden Felsen unterbrochen. Die mannigfaltigsten Wege durchziehen diese Herrlichkeiten der Natur, und unser P. Magister verstand es, sie in reichster Abwechslung uns genießen zu lassen. In der besseren Jahreszeit wurde der Spaziergang manchmal durch Arbeiten im Freien ersetzt, besonders zur Erntezeit, wo es in Feld und Wiese nicht nur für die Novizen, sondern für die ganze Klosterfamilie Beschäftigung gab. Im Noviziat stand die Handarbeit in Ehren und gehörte zu den täglichen Übungen. Wir hätten zwar nicht, wie die alten Mönche, vom Erträgnisse derselben leben können, doch machten wir uns immerhin im Hause und im Garten nützlich.

In der heiligen Fastenzeit fanden die jährlichen Exerzitien der Klostergemeinde statt. Der hochwürdigste Herr Abt hielt in diesem Jahre selber die Vorträge. Sie waren von den Exerzitienvorträgen, wie ich sie bisher gehört hatte, nicht wenig verschieden. War uns früher sozusagen nur das Gerippe der Betrachtungen gegeben worden, das wir selber ausfüllen mußten, so gut es eben ging, so wurden uns jetzt voll ausgearbeitete geistliche Vorträge geboten, so daß wir nachher von den reichen Geistesschätzen genießen und uns aneignen konnten, was uns am meisten zusagte oder am nötigsten war. Für mich waren so die Exerzitien bedeutend leichter und fruchtbarer gemacht.

Noch größeren seelischen Gewinn und geistlichen Trost zog ich aus den Exerzitien nach einer Unterweisung, die uns der P. Novizenmeister

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_28.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)