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freuten sich über die Neubelebung ihres geliebten Klosters und erhielten angemessene Pensionen bis zu ihrem Lebensende.

Für uns begannen nun recht mühsame, opfervolle Wochen. Doch auch sie gingen vorüber. Zum Feste des heiligen Joseph traf die Klosterfamilie ein, und mit großer Freude begannen wir an diesem Tage das liturgische Chorgebet in unserem neuen Gotteshause.

Bald darauf begingen wir in feierlicher Weise das vierzehnhundertjährige Gedächtnis der Geburt unseres heiligen Ordensvaters Benedikt. Abt Maurus war durch Krankheit in Tirol zurück­gehalten; statt seiner hielt bei diesem außergewöhnlichen Anlasse der infulierte Abt des Prämonstratenserstiftes Strahow das Pontifikalamt. Einige Wochen später konnten wir unseren Abt feierlich empfangen. Doch blieb er nicht lange, da er an den großen Festen teilnehmen mußte, die in Monte Cassino zur Feier des vierzehnten Centenars der Geburt des heiligen Benedikt im Monat Mai stattfinden sollten.

Die Beuroner Kongregation hatte zu diesem Jubelfeste des Ordens zwei gewichtige Beiträge geliefert. Der erste bestand in einem großen Werke des Abtes Maurus Wolter: Præcipua ordinis monastici Elementa (Bruges, Desclée 1880), in dem er in klassischer Sprache die Grundprinzipien des Mönchtums darlegt und durch viele Zeugnisse aus der heiligen Regel, den Konstitutionen der verschiedenen Kongregationen des Ordens, den Entscheidungen der Konzilien und Aussprüchen der heiligen Väter und Lehrer erläutert.

Die zweite Weihegabe war eine künstlerische, die malerische Ausschmückung der Turmgemächer auf Monte Cassino, die einstens dem heiligen Benedikt und seinen ersten Schülern als Wohnung gedient haben sollen. Die erste Anregung zu diesem großartigen Unternehmen ging vom damaligen Prior von Monte Cassino, dem geistreichen P. Bonifaz Krug[1], aus. Der geniale Erfinder des gesamten Planes war P. Desiderius Lenz, dem als ausführende Kräfte


  1. Geboren zu Hünfeld bei Fulda am 9. September 1838, in Amerika erzogen, trat er in Monte Cassino ein, wurde 1897 Abt und starb am 4. Juni 1909. Er war ein Mann von feiner Bildung und hervorragendem Kunstverständnis.
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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_42.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)