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Ich fand in Wien gastliche Aufnahme bei den Benediktinern zu den Schotten und hatte das Glück, die heilige Messe in dem in eine Kapelle umgewandelten Zimmer zu lesen, in welchem dem heiligen Stanislaus Kostka in schwerer Krankheit von Engelshand die heilige Kommunion gereicht worden war. Ich wurde auch von Kaiser Franz Josef I. in Audienz empfangen. Derselbe hatte den bisher der Beuroner Kongregation erwiesenen Wohltaten eine neue hinzugefügt, und mit Rücksicht auf die Habsburgergruft in der Kirche zu Seckau eine Summe zur Restaurierung des Gotteshauses gespendet. Für diesen Hulderweis wollte ich danken. Damals gab der Kaiser jeden Donnerstag Audienz. In dem weiten Vorsaale drängten sich, neben den Herren in bürgerlicher Kleidung, die Offiziere in ihren bunten Uniformen und geistliche Würdenträger in ihren Festgewändern – ­ein malerischer Anblick. Der Kaiser empfing mich sehr gnädig, nahm meinen Dank gütig entgegen und sprach mit großer Anerkennung von Abt Maurus Wolter.

Inzwischen hatte die Hitze des Kulturkampfes in Preußen nachgelassen; der Weg zum Frieden wurde gefunden, und die Hoffnung, nach Beuron ins teure Mutterkloster zurückkehren zu können, sollte sich verwirklichen. Abt, oder vielmehr Erzabt Maurus, – diesen Titel führte er seit der endgültigen Bestätigung der Konstitutionen durch den apostolischen Stuhl im Jahre 1884, – hatte be­reits im Jahre 1885 auf die Abtei Emaus in Prag verzichtet und ihr in der Person des bisherigen Priors P. Benedikt Sauter († 7. Juni 1908) einen eigenen Abt gegeben.

Jetzt war es an der Zeit, auch das Kloster Seckau selbständig zu machen. Erzabt Maurus ernannte den Cellerar des Klosters Emaus, P. Ildefons Schober, zu seinem ersten Abte. Am 3. Juli, dem Feste des kostbaren Blutes, fand in der Kirche zu Seckau die feierliche Abtsweihe statt, die Fürstbischof Johannes Zwerger unter Assistenz des Abtes Benedikt von Emaus und des infulierten Dompropstes

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_60.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)