Seite:De Benzler Leben 80.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kloster nicht zur schweren Last wurden. Nach und nach wurde der Chor eingerichtet und mit kunstgerechtem Gestühl ausgestattet; das Refektorium wurde mit einem Kreuzgewölbe versehen, und der Kapitelsaal erhielt nach den Plänen des P. Mauritius Gisler eine monumentale Ausgestaltung.

Die Sakristei hatte in der verwitweten Frau Eduard Puricelli aus Trier eine hochherzige Wohltäterin gefunden. Manches schöne Stück, darunter ein Kelch, eine Monstranz, ein Abtsstab usw. wird noch in späten Zeiten die Erinnerung an die Spenderin wach erhalten; ihr verdankt auch die Abtskapelle den prächtigen Altar aus Marmor und Metall. Frau Puricelli war dem heiligen Vater Benedikt treu ergeben und weihte sich ihm als Oblatin. Als solche wurde sie auf ihren ausdrücklichen Wunsch im Ordenshabit begraben.

Begreiflicherweise wünschten wir den stummen Türmen ehestens ihre metallenen Stimmen zurückzugeben. Die Unterstützung edler Wohltäter ermöglichte die Verwirklichung dieses Wunsches. Wir hatten den großen Vorteil, in unserer Mitte einen hervorragend tüchtigen Glockenkenner zu besitzen. P. Johannes Blessing († 24. Februar 1913 in Beuron), der bereits die Beschaffung des Geläutes für die Abteikirche in Maredsous geleitet hatte, ließ durch Meister Causard in Tellin (Belgien) für uns prächtige Glocken gießen, nicht nach modernem System, das mit möglichst wenig Material recht tiefe Töne erzielen will, sondern nach mittelalterlichem Muster, das jedem Tone das Metall gibt, das nötig ist, damit der Ton satt und kraftvoll klinge. Das Ergebnis der Arbeit war ein hocherfreuliches. Die Laacher Glocken zu hören, ist ein wahrer Genuß. Wenn am Vorabende eines Festes das ganze Geläute ertönt, dann greift es einem mit Macht an die Seele; sie singt unwillkürlich mit und jubelt in heiliger Freude. Von Bonn bis Mainz dürfte kein Geläute dem der Laacher Abteikirche gleichkommen.

Daneben verlor ich die wichtigste, mir anvertraute Aufgabe, den geistigen Bau des Klosters zu fördern, nicht aus dem Auge: mit dem äußeren Aufbau ging der innere Hand in Hand. Die Kleriker

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_80.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)