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Die erste Wirkung des kohlensauren und einiger anderer Salze des Ammoniak, ebenso wie einiger anderer Flüssigkeiten besteht in dem Dunkel- oder Schwarzwerden der Drüsen. Dies erfolgt selbst nach langem Eintauchen in kaltes destillirtes Wasser. Es hängt augenscheinlich hauptsächlich von der starken Zusammenballung des Zelleninhalts ab, welcher hierdurch undurchsichtig wird und das Licht nicht reflectirt. Einige andere Flüssigkeiten machen die Drüsen heller roth, während gewisse, wenn auch sehr verdünnte Säuren das Gift der Cobra-Schlange u. s. w. die Drüsen vollkommen weisz und undurchsichtig machen; und dies scheint von dem Gerinnen ihres Inhalts ohne irgend eine Zusammenballung abzuhängen. Ehe sie in dieser Weise afficirt werden, sind sie demohngeachtet fähig, wenigstens in einigen Fällen, in ihren eigenen Tentakeln Zusammenballung zu erregen.

Dasz die centralen Drüsen, wenn sie gereizt werden, centrifugal einen gewissen Einflusz den äuszeren Drüsen zusenden, welcher diese veranlaszt, einen centripetalen, Zusammenballung verursachenden Reiz zurück zu senden, ist vielleicht die interessanteste Thatsache, die in diesem Capitel angeführt worden ist. Aber der ganze Procesz der Zusammenballung ist an und für sich selbst schon eine auffallende Erscheinung. Wenn das peripherische Ende eines Nerven berührt oder gedrückt und eine Empfindung gefühlt wird, so nimmt man an, dasz eine unsichtbare moleculäre Veränderung von einem Ende des Nerven zum andern übermittelt wird; wenn aber eine Drüse der Drosera wiederholt berührt wird, so können wir wirklich sehen, wie eine moleculäre Veränderung von der Drüse aus die Tentakeln hinunter geht, wenngleich diese Veränderung wahrscheinlich von einer sehr verschiedenen Natur von der in einem Nerven vor sich gehenden ist. Da endlich so viele und so sehr verschiedene Ursachen Zusammenballung erregen, so scheint daraus hervorzugehen, dasz die lebendige Substanz in den Drüsenzellen in einem so unsteten Zustande sich befindet, dasz beinahe jede Störung genügt, ihre moleculäre Natur zu verändern, wie es mit gewissen chemischen Verbindungen der Fall ist. Und diese Veränderung in den Drüsen, mögen diese direct oder durch einen von andern Drüsen empfangenen Reiz erregt worden sein, wird von Zelle zu Zelle weiter geführt und verursacht, dasz Körnchen von Protoplasma entweder wirklich in der vorher klaren Flüssigkeit erzeugt werden oder verschmelzen und so sichtbar werden.

Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_055.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)