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Supplementäre Beobachtungen über den Procesz der Zusammenballung in den Wurzeln der Pflanzen.

Wir werden später sehen, dasz eine schwache Lösung von kohlensaurem Ammoniak Zusammenballung in den Zellen der Wurzeln der Drosera hervorruft; und dies führte mich dazu, einige Versuche an den Wurzeln andrer Pflanzen zu machen. Ich grub in den letzten Tagen des Oktober das erste Unkraut, das mir in den Weg kam, aus, nämlich Euphorbia peplus, wobei ich mich in Acht nahm, die Wurzeln nicht zu verletzen; diese wurden gewaschen und in ein wenig Lösung von einem Theil kohlensaurem Ammoniak in 146 Theilen Wasser gestellt. In weniger als 1 Minute sah ich eine Wolke von Zelle zu Zelle mit wunderbarer Schnelligkeit die Wurzeln hinauf gehen. Nach 8 bis 9 Minuten wurden die feinen Körner, welche dieses wolkige Aussehen verursachten, nach den Endspitzen der Wurzeln zu in viereckige Massen von brauner Substanz zusammengeballt, und einige derselben veränderten bald ihre Form und wurden kuglig. Einige der Zellen blieben indessen unberührt. Ich wiederholte dieses Experiment mit einer andern Pflanze derselben Species, aber ehe ich das Exemplar in den Focus unter dem Mikroskop bekommen konnte, hatten sich Wolken von Körnchen und viereckige Massen von röthlicher und brauner Substanz gebildet und hatten sich an den Wurzeln weit hinauf verbreitet. Eine frische Wurzel wurde nun 18 Stunden lang in einer Drachme einer Lösung von einem Theil des kohlensauren Salzes in 437 Theilen Wasser gelassen, so dasz sie 1/8 Gran oder 2024 Milligr. erhielt. Als sie untersucht wurde, enthielten die Zellen aller Wurzeln in ihrer ganzen Länge zusammengeballte Massen von röthlicher und brauner Substanz. Ehe ich diese Experimente machte, waren mehrere Wurzeln genau untersucht worden und nicht eine Spur von einem wolkigen Aussehen, oder von körnigen Massen, konnte in irgend einer derselben gesehen werden. Es wurden ebenso Wurzeln 35 Minuten lang in eine Lösung von einem Theil kohlensauren Kali in 218 Theilen Wasser getaucht; aber dieses Salz brachte keine Wirkung hervor.

Ich will hier hinzufügen, dasz dünne Scheibchen des Stammes der Euphorbia in dieselbe Lösung gethan wurden, und dasz die Zellen, welche grün waren, augenblicklich wolkig wurden, während andere, welche vorher farblos waren, mit braunen Wolken bedeckt wurden, in Folge der Bildung zahlloser Körnchen von dieser Färbung.

Ich habe ebenso bei verschiedenen Arten von Blättern, welche einige Zeit in einer Lösung von kohlensaurem Ammoniak gelassen worden waren, gesehen, dasz die Körner von Chlorophyll zusammenliefen und theilweise verschmolzen; und dies scheint auch eine Form der Zusammenballung zu sein.

Pflanzen der Wasserlinse (Lemna) wurden zwischen 30 und 45 Minuten in einer Lösung von einem Theil dieses selben Salzes in 146 Theilen Wasser gelassen; dann wurden drei oder vier ihrer Wurzeln untersucht. In zwei derselben umschlossen die Zellen, welche vorher nur klare Flüssigkeit enthalten hatten, jetzt kleine grüne Kugeln. Nach 1½ bis 2 Stunden erschienen ähnliche Kugeln in den Zellen an den Rändern der Blätter, aber ob das Ammoniak die Wurzeln hinauf gegangen, oder direct

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_056.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)