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55 Minuten waren die Tentakeln beträchtlich eingebogen. Die Drüsen, welche vorher heller roth gefärbt worden waren, waren nun schwarz geworden. Das Protoplasma in den Zellen der Tentakeln war deutlich zusammengeballt; aber die Kugeln waren viel kleiner als die gewöhnlich in nicht erhitzten Blättern unter Einflusz des kohlensauren Ammoniaks erzeugten. Nach Verlauf von weiteren 2 Stunden waren sämmtliche Tentakeln, mit Ausnahme von sechs oder sieben, dicht eingebogen.

3. Versuch. — Ein ähnliches Experiment wie das letzte, mit genau denselben Resultaten.

4. Versuch. — Ein schönes Blatt wurde in Wasser von 37,7°C. (100° F.) gebracht, welches dann auf 62,7°C. (154° F.) erwärmt wurde. Bald nach dem Eintauchen trat, wie sich hätte erwarten lassen, eine starke Einbiegung ein. Das Blatt wurde nun entfernt und in kaltes Wasser gelegt; da es aber einer so hohen Temperatur ausgesetzt worden war, breitete es sich niemals wieder aus.

5. Versuch. — Ein Blatt wurde in Wasser von 54,4°C. (130° F.) gelegt und dies auf 62,7°C. (145° F.) erwärmt; es trat keine sofortige Einbiegung ein. Das Blatt wurde dann in kaltes Wasser gebracht, und nach 1 Stunde 20 Minuten waren einige Tentakeln auf der einen Seite eingebogen. Dies Blatt wurde nun in die starke Lösung gethan, und in 40 Minuten waren alle dem Rande nahe stehenden Tentakeln ordentlich eingebogen und die Drüsen geschwärzt. Nach Verlauf von weiteren 2 Stunden 45 Minuten waren alle Tentakeln, mit Ausnahme von acht oder zehn, dicht eingebogen, während ihre Zellen in einem geringen Grade ein Zusammenballen des Protoplasma darboten; die Protoplasma-Kugeln waren aber sehr klein und die Zellen der äuszern Tentakeln enthielten etwas pulpöse oder zersetzte bräunliche Substanz.

6. und 7. Versuch. — Zwei Blätter wurden in Wasser von 57,2°C. (135° F.) gelegt, welches auf 62,7°C. (145° F.) erhitzt wurde; keines wurde eingebogen. Eins derselben zeigte indessen, nachdem es 31 Minuten in kaltem Wasser liegen gelassen worden war, eine geringe Einbiegung, welche nach Verlauf von weiteren 1 Stunde 45 Minuten zunahm, bis alle Tentakeln, ausgenommen sechzehn oder siebzehn, mehr oder weniger eingebogen waren; das Blatt war aber so bedeutend verletzt, dasz es sich nicht wieder ausbreitete. Das andere Blatt wurde, nachdem es eine halbe Stunde in kaltem Wasser gelassen worden war, in die starke Lösung gebracht; es folgte aber keine Einbiegung. Die Drüsen wurden indessen geschwärzt und in einigen Zellen trat ein geringes Zusammenballen ein, doch waren die Protoplasma-Kugeln äuszerst klein. In anderen Zellen, besonders an den äuszeren Tentakeln, fand sich viel grünlich-braune pulpöse Substanz.

8. Versuch. — Ein Blatt wurde in Wasser von 60°C. (140° F.) gebracht und wenige Minuten lang hin und her geschwenkt; dann wurde es eine halbe Stunde in kaltem Wasser gelassen; es trat indessen keine Einbiegung ein. Nun wurde es in die starke Lösung gethan, und nach 2 Stunden 30 Minuten waren die inneren, dem Rande nahe stehenden, oder submarginalen, Tentakeln gehörig eingebogen, auch ihre Drüsen geschwärzt; in den Zellen der Stiele trat ein unvollkommenes Zusammenballen ein. Drei oder vier von den Drüsen waren mit denselben weiszen

Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_062.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)