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porzellanartigen Gebilden gefleckt, welche durch kochendes Wasser hervorgebracht werden. Ich habe dies Resultat in keinem einzigen anderen Falle bei einer so niedern Temperatur, 60°C, eintreten sehen, und nur bei einem einzigen Blatte unter vieren nach ähnlichem Eintauchen in Wasser von 62,7°C. (145° F.). Andrerseits wurden an zwei Blättern, von denen das eine in Wasser von 62,7°C. (145° F.), das andere in Wasser von 60°C. (140° F.) gelegt und bis zum Abkühlen des Wassers darin gelassen worden war, die Drüsen in beiden Fällen weisz und porzellanartig. Es ist daher die Dauer des Eintauchens ein bedeutungsvolles Element für das Resultat.

9. Versuch. — Ein Blatt wurde in Wasser von 60°C. (140° F.) gethan, was auf 65,5°C. (150° F.) erwärmt wurde; es trat keine Einbiegung ein; im Gegentheil bogen sich die äuszeren Tentakeln etwas rückwärts. Die Drüsen wurden wie Porzellan; einige von ihnen wurden aber purpurn gefleckt. Die Basen der Drüsen wurden vielfach mehr afficirt, als ihre Spitzen. Als das Blatt in der starken Lösung gelassen wurde, trat keinerlei Einbiegung oder Zusammenballung ein.

10. Versuch. — Ein Blatt wurde in Wasser von 65,5°C. (150° bis 150½° F.) gelegt; es wurde etwas welk, die äuszeren Tentakeln unbedeutend zurückgebogen, die inneren ein wenig nach innen gebogen, aber nur nach ihrer Spitze zu; diese letztere Thatsache zeigt, dasz die Bewegung keine wahre Einbiegung war, da im normalen Zustande der basale Theil allein sich biegt. Die Tentakeln waren wie gewöhnlich sehr hell roth geworden, die Drüsen beinahe weisz wie Porzellan, doch etwas rosa gefärbt. Nachdem das Blatt in die starke Lösung gelegt worden war, wurde der Inhalt der Zellen der Tentakeln schmutzig braun ohne irgend eine Spur von Zusammenballen.

11. Versuch. — Ein Blatt wurde in Wasser von 62,7°C. (145°F.) gelegt, welches auf 68,8°C. (150° F.) erwärmt wurde. Die Tentakeln wurden hell roth und etwas zurückgebogen, die Drüsen beinahe sämmtlich wie Porzellan; diejenigen auf der Blattscheibe blieben etwas rosa, diejenigen in der Nähe des Randes wurden vollständig weisz. Nachdem das Blatt erst wie gewöhnlich in kaltes Wasser gelegt und dann in die starke Lösung gebracht worden war, wurden die Zellen in den Tentakeln schmutzig grünlich braun, das Protoplasma nicht zusammengeballt. Nichtsdestoweniger entgiengen vier von den Drüsen der Verwandlung in den porzellanartigen Zustand, die Stiele dieser Drüsen wurden nach ihren oberen Enden hin spiral aufgekrümmt wie ein Waldhorn; dies kann indessen in keiner Weise als ein Fall von echter Einbiegung betrachtet werden. Das Protoplasma innerhalb der Zellen der gedachten Partie wurde in deutliche, wenn schon äuszerst minutiöse purpurne Kügelchen zusammengeballt. Dieser Fall zeigt deutlich, dasz das Protoplasma, nachdem es einige wenige Minuten lang einer hohen Temperatur ausgesetzt worden ist, der Zusammenballung fähig ist, wenn es später der Einwirkung des kohlensauren Ammoniaks ausgesetzt wird; vorausgesetzt, dasz die Hitze nicht hoch genug gewesen ist, eine Gerinnung zu verursachen.

Schluszbemerkungen. — Da die haarähnlichen Tentakeln äuszerst dünn sind und zarte Wandungen haben, da ferner die Blätter

Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_063.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)