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verschiedenen Stärkegraden (deren schwächste einen Theil Zucker auf 73 Theile Wasser enthielt) wurden auf vierzehn Blättern von 32 bis 48 Stunden gelassen; es wurde aber keine Wirkung hervorgebracht.

Stärke. — Eine Mischung, ungefähr so dick wie Sahne, wurde auf sechs Blätter getropft und 20 Stunden auf denselben gelassen, ohne dasz eine Wirkung hervorgebracht worden wäre. Diese Thatsache überrascht mich, da ich glaube, dasz die Stärke im gewöhnlichen Handel meistens eine Spur von Leim enthält, und diese stickstoffhaltige Substanz Einbiegung verursacht, wie wir im nächsten Capitel sehen werden.

Verdünnter Alkohol. — Ein Theil Alkohol wurde auf sieben Theile Wasser zugesetzt und Tropfen hiervon wie gewöhnlich auf die Scheibe von drei Blättern gebracht. Im Laufe von 48 Stunden erfolgte keine Einbiegung. Um mich zu vergewissern, ob diese Blätter in keiner Weise beschädigt worden seien, wurden Stückchen Fleisch auf sie gelegt, und nach 24 Stunden waren dieselben dicht umfaszt. Ich brachte auch Tropfen von Sherry-Wein auf die andern Blätter; sie verursachten keine Einbiegung, doch schienen zwei Blätter etwas beschädigt zu sein. Wir werden später noch sehen, dasz abgeschnittene Blätter, wenn sie in verdünnten Alkohol von der angegebenen Stärke gelegt werden, nicht eingebogen werden.

Oliven-Öl. — Es wurden Tropfen hiervon auf elf Blätter gebracht, und in einer Zeit von 24 bis 48 Stunden wurde keine Wirkung hervorgebracht. Vier dieser Blätter wurden dann mit auf ihre Scheiben gebrachten Fleischstückchen probirt; drei derselben fand ich nach 24 Stunden mit ihren sämmtlichen Tentakeln und Rändern dicht eingebogen, während am vierten nur einige wenige Tentakeln eingebogen waren. In einem spätem Capitel wird indessen gezeigt werden, dasz abgeschnittene Blätter beim Eintauchen in Oliven-Öl stark afficirt werden.

Aufgusz und Abkochung von Thee. — Tropfen eines starken Aufgusses und einer starken Abkochung wurden ebenso wie Tropfen einer ziemlich schwachen Abkochung von Thee auf zehn Blätter gebracht; keines derselben wurde eingebogen. Ich prüfte später drei dieser Blätter dadurch, dasz ich Fleischstückchen zu den Tropfen hinzuthat, die noch immer auf den Blattscheiben liegen blieben; und als ich sie nach 24 Stunden untersuchte, waren sie dicht eingebogen. Der chemische Grundstoff des Thee's, das Thein, wurde später gleichfalls versucht und brachte keine Wirkung hervor. Die eiweiszartige Substanz, welche die Theeblätter ursprünglich besessen haben müssen, war ohne Zweifel dadurch unlöslich gemacht worden, dasz die Blätter vollkommen getrocknet worden waren.

Wir sehen hieraus, dasz mit Ausschlusz der Experimente mit Wasser ein und sechzig Blätter mit Tropfen der obengenannten nicht stickstoffhaltigen Flüssigkeiten versucht wurden; die Tentakeln wurden nicht in einem einzigen Falle eingebogen.

Was die stickstoffhaltigen Flüssigkeiten betrifft, so wurden die ersten, welche mir in die Hand kamen, versucht. Die Experimente wurden in derselben Zeit und in genau derselben Art und Weise angestellt wie die

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_069.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)