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in einigen wenigen Tropfen Glycerin liegen gelassen. Etwas von diesem Auszug wurde dann einem kleinen Theil Salzsäure von verschiedenen Stärkegraden (meist ein Theil auf 400 Theile Wasser) zugesetzt; und in diese Mischung wurden sehr kleine Würfel von Eiweisz gelegt[1]. In zweien von diesen Versuchen trat nicht die geringste Wirkung auf das Eiweisz ein; im dritten aber war der Versuch erfolgreich. Denn in einem, zwei Würfel enthaltenden Gefäsz waren beide in 3 Stunden an Grösze reducirt; und nach 24 Stunden waren nur noch blosze Streifen ungelösten Eiweiszes übrig. In einem zweiten Gefäsz, welches zwei äuszerst kleine zerfetzte Stückchen Eiweisz enthielt, waren beide gleichfalls in 3 Stunden an ihrer Grösze reducirt und nach 24 Stunden vollständig verschwunden. Ich fügte dann ein wenig schwacher Salzsäure beiden Gefässen zu und legte frische Eiweiszwürfel in dieselben; die Flüssigkeit wirkte aber nicht auf diese. Diese letztere Thatsache wird nach der hohen Autorität von Schiff[2] insofern verständlich, als er, wie er meint, nachgewiesen hat, und zwar im Gegensatz zu der von einigen Physiologen vertretenen Ansicht, dasz eine bestimmte geringe Menge von Pepsin während des Actes der Verdauung zerstört wird. Enthielt daher, wie es doch wahrscheinlich ist, meine Lösung eine äuszerst kleine Menge dieses Ferments, so wird dies durch die Auflösung der zuerst in die Lösung gethanenen Eiweiszwürfel aufgebraucht worden und keines mehr übrig geblieben sein, als die Salzsäure zugesetzt wurde. Die Zerstörung des Ferments während des Processes der Verdauung oder seine Absorption nach der Verwandlung des Eiweiszes in Peptone dürfte es auch erklären, dasz unter den drei letzten Versuchsreihen nur die eine erfolgreich war.

Verdauung gerösteten Fleisches. - Würfel mässig gerösteten Fleisches von ungefähr 1/20 Zoll (1,27 Mm.) wurden auf fünf Blätter gelegt, welche in 12 Stunden dicht eingebogen waren. Nach 48 Stunden öffnete ich ein Blatt sanft; das Fleisch bestand jetzt nur noch aus einer äuszerst kleinen in der Mitte gelegenen Kugel, welche theilweise verdaut und von einer dicken Hülle durchscheinender klebriger Flüssigkeit umgeben war. Das Ganze wurde, ohne es sehr zu stören, entfernt und unter das Mikroskop gebracht. Im centralen

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_087.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)



  1. Als Controlversuch wurden Stückehen Eiweisz in Glycerin mit Salzsäure von derselben Stärke gebracht; nach zwei Tagen war, wie sich hätte erwarten lassen, das Eiweisz nicht im Allermindesten afficirt.
  2. Lecons phys. de la Digestion, 1867. Tom. II. p. 114-126.