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ferner ganz amorph; es war nicht einmal die Längsstreifung des Knochens mehr zu erkennen. Diese amorphe Structur kann, wie Dr. Klein meint, entweder das Resultat der beginnenden Verdauung der fasrigen Grundlage oder der Entfernung sämmtlicher erdiger Substanz sein, wodurch die Knochenkörperchen unsichtbar geworden waren. Eine harte, brüchige gelbliche Substanz nahm die Stelle des Knochenmarks in den Bruchstücken des Zungenbeins ein.

Da die Kanten und kleinen Vorsprüge der fasrigen Grundsubstanz nicht im mindestens abgerundet oder corrodirt waren, so wurden zwei dieser Stückchen auf frische Blätter gelegt. Dieselben waren am nächsten Morgen dicht eingebogen und blieben es, das eine sechs, das andere sieben Tage lang, daher keine so lange Zeit hindurch als bei der ersten Gelegenheit, aber doch viel länger, als jemals bei Blättern vorkommt, welche über unorganische oder selbst viele organische Körper eingebogen wurden. Das Secret färbte die ganze Zeit hindurch Lackmus-Papier hellroth; dies kann aber[WS 1] eine Folge der Anwesenheit von saurem Kalksuperphosphat gewesen sein. Als sich die Blätter wieder ausbreiteten, waren die Kanten und Vorsprünge der faserigen Grundlage so scharf wie je. Ich folgerte daher hieraus (wie wir gleich sehen werden irrthümlicherweise), dasz das Secret die faserige Grundsubstanz des Knochens nicht angreifen könne. Die wahrscheinlichere Erklärung ist die, dasz die ganze Säure bei der Zersetzung des noch übrig gelassenen phosphorsauren Kalkes aufgebraucht worden war, so dasz keine mehr im freien Zustande übrig war, um in Verbindung mit dem Ferment auf die faserige Grundsubstanz einzuwirken.

Schmelz und Zahnbein. – Da das Secret gewöhnlichen Knochen seines Kalkes beraubte, entschlosz ich mich zu versuchen, ob sie auch auf Schmelz und Zahnbein einwirken würde, erwartete aber nicht, dasz es bei einer so harten Substanz wie dem Zahnschmelz Erfolg haben würde. Dr. Klein gab mir einige dünne Querschnitte des Eckzahns eines Hundes; hiervon wurden kleine eckige Bruchstücke auf vier Blätter gebracht; und diese wurden an jedem folgenden Tage um dieselbe Stunde untersucht. Ich glaube, die Resultate verdienen im Detail mitgetheilt zu werden.

1. Versuch. – 1. Mai; ein Bruchstück auf ein Blatt gebracht; am 3. waren die Tentakeln nur wenig eingebogen, es wurde daher etwas Speichel zugesetzt; am 6.: da die Tentakeln nicht stark eingebogen waren, wurde das Fragment auf ein anderes Blatt gebracht, welches zuerst nur

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: aher
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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_094.jpg&oldid=- (Version vom 6.5.2018)