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Schnittchen davon auf ein Blatt, ein viel gröszeres Schnittchen auf ein zweites Blatt gelegt. Das erste war in einem Tage verflüssigt; das gröszere Stück war bedeutend geschwollen und erweicht, war aber nicht vor dem dritten Tage vollständig flüssig geworden. Es wurde nun die nicht getrocknete Gallerte versucht, und als Controleversuch wurden kleine Würfel vier Tage lang in Wasser liegen gelassen, wo sie ihre Kanten behielten. Würfel derselben Grösze wurden auf zwei Blätter, und gröszere Würfel auf zwei andere Blätter gelegt. Die Tentakeln und Blattscheiben der letzteren waren nach 22 Stunden dicht eingebogen, diejenigen der beiden Blätter mit den kleineren Würfelchen aber nur in einem mäszigen Grade. Die Gallerte war in dieser Zeit auf allen vier Blättern verflüssigt und sehr sauer geworden. Die Drüsen waren in Folge der Zusammenballung ihres protoplasmatischen Inhalts geschwärzt. In 46 Stunden von der Zeit an, wo die Gallerte aufgelegt worden war, hatten sich die Blätter beinahe wieder ausgebreitet, und waren vollständig ausgebreitet nach 70 Stunden, jetzt war nur ein wenig in geringem Grade klebrige Flüssigkeit nicht aufgesaugt auf den Blattscheiben übrig geblieben.

Ein Theil der Chondrin-Gallerte wurde in 218 Theilen kochenden Wassers aufgelöst und halbe Minim-Tropfen auf vier Blätter gebracht; ein jedes derselben erhielt also 1/480 Gran (0,135 Milligr.) von der Gallerte, und natürlich viel weniger trockenes Chondrin. Dies wirkte äuszerst kräftig, denn nach nur 3 Stunden 80 Minuten waren alle vier Blätter stark eingebogen. Drei derselben fiengen nach 24 Stunden an, sich wieder auszubreiten und waren in 48 Stunden vollständig geöffnet; das vierte aber hatte sich nur zum Theil wieder ausgebreitet. Alles flüssig gewordene Chondrin war in dieser Zeit absorbirt. Es scheint daher eine Lösung von Chondrin bei weitem schneller und energischer einzuwirken als reine Gelatine oder Hausenblase; gute Gewährsmänner haben mir aber versichert, dasz es äuszerst schwierig, wenn nicht unmöglich ist zu erkennen, ob Chondrin rein ist, und wenn dasselbe irgend welche albuminöse Verbindung enthielt, würde diese die oben geschilderten Wirkungen hervorgebracht haben. Nichtsdestoweniger habe ich diese Thatsachen der Mittheilung werth gehalten, da über den Ernährungswerth der Gelatine noch so viel Zweifel besteht; auch kennt Dr. Lauder Brunton keine Versuche an Thieren über den relativen Werth der Gelatine und des Chondrins.

Milch. – Wir haben im letzten Capitel gesehen, dasz Milch

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_100.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)