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an zwölf eingetauchten Blättern, wobei ich jedem nur zehn Minims einer Lösung gab; dies war aber eine schlechte Methode, denn eine so kleine Quantität bedeckte sie kaum. Keines dieser Experimente wird daher mitgetheilt werden, obwohl sie darauf hinweisen, dasz excessiv kleine Dosen noch wirksam sind. Als ich im Jahre 1873 meine Notizen durchlas, glaubte ich sie durchaus nicht und beschlosz eine andere Reihe von Versuchen mit scrupulöser Sorgfalt nach derselben Methode anzustellen, wie ich die mit dem salpetersauren Salz ausgeführt hatte, nämlich in der Weise, dasz ich Blätter in Uhrgläser legte und über jedes dreiszig Minims der in Frage stehenden Lösung gosz, während ich zu derselben Zeit und in derselben Art und Weise andere Blätter mit dem destillirten Wasser behandelte, welches bei Darstellung der Lösungen benutzt wurde. Während des Jahres 1873 wurden in dieser Weise einundsiebenzig Blätter in Lösungen verschiedener Stärkegrade und die gleiche Zahl in Wasser versucht. Als ich im folgenden Jahre einfach nach den Resultaten sah, ohne meine Beobachtungen durchzulesen, glaubte ich trotz der Sorgfalt, welche ich genommen, und der groszen Zahl der angestellten Versuche wiederum, dasz irgend ein Irrthum untergelaufen sein müsse, und es wurden nochmals fünfunddreiszig frische Versuche mit den schwächsten Lösungen angestellt; die Resultate waren aber ebenso deutlich ausgesprochen wie vorher. Alles zusammengenommen, wurden an 106 sorgfältig ausgewählten Blättern Versuche gemacht und zwar sowohl in Wasser als auch in Lösungen des phosphorsauren Salzes. Ich kann daher nach der peinlichsten Betrachtung keinen Zweifel an der substantiellen Genauigkeit meiner Resultate hegen.

Ehe ich meine Experimente mittheile, dürfte es gut sein, vorauszuschicken, dasz krystallisirtes phosphorsaures Ammoniak, solches, wie ich benutzte, 35,33 Procent Krystallisationswasser enthält, so dasz in allen folgenden Versuchen die wirksamen Elemente nur 64,67 Procent des angewandten Salzes bildeten.

Äuszerst minutiöse Stückchen des trocknen phosphorsauren Salzes wurden mittelst einer Nadelspitze auf das mehrere Drüsen umgebende Secret gelegt. Diese ergoszen viel Absonderung, wurden geschwärzt und starben schlieszlich ab, aber die Tentakeln bewegten sich nur unbedeutend. So klein auch die Dose war, so war sie doch offenbar zu grosz, und das Resultat war dasselbe wie mit Stückchen kohlensauren Ammoniaks.

Halbe Minims einer Lösung von einem Theile auf 437 Theile Wasser wurden auf die Scheiben von drei Blättern gebracht und wirkten äuszerst energisch; sie verursachten, dasz die Tentakeln des einen in 15 Minuten

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_137.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)