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von Pinguicula zugesandt, denen Blätter der Erica tetralix und einer unbekannten Pflanze anhiengen. Die Drüsen, welche mit ihnen in Berührung waren, hatten ihren Zelleninhalt im zusammengeballten Zustand, als wenn sie mit Insecten in Berührung gewesen wären, während die andern Drüsen an denselben Blättern nur helle homogene Flüssigkeit enthielten.

15. Samen. – Eine beträchtliche Anzahl von Samen oder Früchten die nach Zufall ausgelesen wurden, einige frisch und einige ein Jahr alt, einige eine kurze Zeit lang in Wasser eingeweicht und andere nicht eingeweicht, wurden probirt. Die zehn folgenden Arten, nämlich Kohl, Rettich, Anemone nemorosa, Rumex acetosa, Carex sylvatica, Senf, Rüben, Kresse, Ranunculus acris und Avena pubescens, erregten sämmtlich bedeutende Absonderung, welche in mehreren Fällen geprüft wurde und sich als sauer ergab. Die fünf in der vorstehenden Aufzählung zuerst genannten Samen reizten die Drüsen mehr als die andern. Die Absonderung war selten früher reichlich als bis ungefähr 24 Stunden verflossen waren, ohne Zweifel in Folge des Umstandes, dasz die Samenhüllen nicht leicht durchgängig waren. Nichtsdestoweniger veranlaszten Kohlsamen etwas Absonderung in 4 Stunden 30 Minuten; und diese nahm in 18 Stunden so stark zu, dasz das Secret an den Blättern hinablief. Die Samen, oder richtiger die Früchte von Carex, werden viel häufiger im Naturzustand an den Blättern hängen gefunden als die irgend einer andern Gattung; und die Früchte von Carex sylvatica erregten eine so starke Absonderung, dasz das Secret in 15 Stunden die eingebogenen Ränder hinablief; nach 40 Stunden hörten aber die Drüsen auf abzusondern. Andererseits fuhren die Drüsen, auf welchen die Samen von Rumex und Avena lagen, neun Tage lang fort zu secreniren.

Die neun folgenden Arten von Samen erregten nur einen unbedeutenden Grad von Absonderung, nämlich Sellerie, Petersilie, Kümmel, Linum grandiflorum, Cassia, Trifolium pannonicum, Plantago, Zwiebel und Bromus. Die meisten dieser Samen erregten keinerlei Absonderung bis nach Verlauf von 48 Stunden, und was das Trifolium betrifft, so wirkte nur ein Samenkorn, und dies nicht vor dem dritten Tage. Obgleich die Samen der Plantago sehr wenig Absonderung hervorriefen, so fuhren doch die Drüsen sechs Tage lang abzusondern fort. Endlich riefen die fünf folgenden Samen keine Absonderung hervor, trotzdem sie zwei oder drei Tage lang auf den Blättern gelassen wurden, nämlich Salat, Erica tetralix, Atriplex hortensis, Phalaris canariensis und Weizen. Als aber die Samen des Salats, Weizens und der Melde aufgeschnitten und nun auf die Blätter gebracht wurden, wurde in 10 Stunden Secret in beträchtlicher Menge erregt, und ich glaube, dasz schon in 6 Stunden etwas hervorgerufen war. In dem Falle mit dem Samen der Atriplex lief das Secret am Rande hinab, und nach 24 Stunden erwähne ich es in meinen Notizen als »ungeheuer der Quantität nach und sauer.« Die aufgeschnittenen Samen der Kleeart und des Sellerie wirkten kräftig und geschwind, trotzdem dasz die ganzen Samen, wie wir gesehen haben, sehr wenig Absonderung und nur nach Verlauf einer langen Zeit erregten. Ein Schnittchen der gemeinen Erbse, welche indessen nicht im Ganzen versucht wurde, bewirkte Absonderung in 2 Stunden. Aus diesen Thatsachen können wir schlieszen, dasz die grosze Verschiedenheit im Grade

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_348.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)