Seite:De Die Chinesische Mauer (Kraus) 11.jpg

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rechte finden im Bett so gut ihren Anwert wie ein gepflegter Körper, und Seele ist erst unter den Fäusten des Kulis ein Hochgenuß... Wir haben uns vermessen, an dem heiligen Feuer, das einst den männlichen Geist zu Taten erhitzte, unsere Füße zu wärmen. Nun zündet es uns das Haus an. Das soziale Gebälk, zu seiner Hut und unserm Schutz errichtet, ist willkommener Brennstoff. Wir haben einen Ofen um eine Flamme gebaut. Nun verbrennt sie den Ofen.

„Hast du denn kein Urteil? Hast du denn keine Augen? Verstehst du, was ein Mann ist? Sind denn nicht Geburt, Schönheit, gute Bildung, Redekunst, Mannhaftigkeit, Verstand, Menschenfreundlichkeit, Tapferkeit, Jugend, Freigebigkeit und dergleichen die Spezerei und das Salz, um einen Mann zu würzen?“ So fragt ein Shakespearischer Kuppler. Und die Schöne antwortet: „O ja, ein Mengelmuß von einem Mann; und so in der Pastete gehackt und gebacken, gibts ein Muß von lauter Mängeln“. Es geht um Troilus, dem sie den Achilles vorzuziehen scheint. Aber sie könnte ihm auch den Thersites vorziehen. Sie braucht nur vor ihm gewarnt zu sein. „Habt ihr Augen?“ fragt Hamlet, „die Weide dieses schönen Bergs verlaßt ihr, und mästet euch im Sumpf? ... Sehn ohne Fühlen, Fühlen ohne Sehn, Ohr ohne Hand und Aug’, Geruch ohn’ alles, ja nur ein Teilchen eines echten Sinns tappt nimmermehr so zu!“ Der Mann vermißt sich, sein Maß

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Karl Kraus: Die Chinesische Mauer, Leipzig 1914, Seite XX. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Chinesische_Mauer_(Kraus)_11.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)