Seite:De Geschichtsauffassung 067.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„die Germanen haben auch fremde Könige vertrieben“. Es sind Alexander der Große, Darius, Cyrus, Lysimachus von Thrazien darunter. Dann etwas von der Wehrhaftigkeit germanischer Frauen und Knaben, weiteres über die erfolglosen Kämpfe römischer Herrscher gegen Deutschland, endlich ein sehr kurzer Abriß der Völkerwanderung. Damit schließt der erste, allerdings nicht besonders kenntlich gemachte Teil.

Mit Karl dem Großen beginnt die Kaisergeschichte. Der den einzelnen Kaisern zugemessene Raum ist sehr verschieden. Karl der Große, Otto I., Friedrich I. und II. sind am meisten berücksichtigt. Karl und die beiden Staufer sind offenbar die Lieblinge des Autors, bei Karl wird nochmals seine deutsche Abstammung betont. Im übrigen aber spielt diese Kaisergeschichte bis 1254 fast durchaus in Italien, so zwar, daß wir z. B. von den Parteiungen der Welfen und Staufer erst in ihrer italienischen Form etwas erfahren. Besser wird das seit Rudolf von Habsburg; die elsässischen Vorgänge treten heraus, doch bleibt die Reichsgeschichte gewahrt; Heinrich VII. und Ludwig der Bayer, die die alte Kaisermacht zu erneuern suchen, werden sympathisch gewürdigt; Karl IV. und Wenzel dagegen wegen ihrer Vernachlässigung des Reichs getadelt. Erst Sigismund ist wieder ein Mann nach dem Herzen des Autors, nicht nur als Schutzherr des Konstanzer Konzils, sondern auch als gebildeter Fürst, den selbst der große Johannes Gerson gelobt hat, nicht minder Albrecht II. und Ladislaus, um dessen willen die Reihe der Kaiser durchbrochen wird. Bei der Regierung Friedrichs III. beginnt die Darstellung abzuschweifen. Zuerst ist es der Armagnakeneinfall, der den Autor länger beschäftigt; erst nach merkwürdigen Einschüben gelangt er von ihm zu den Kämpfen gegen Karl den Kühnen und dann zu denen Maximilians. Doch ist dieser Teil nicht ungeschickt abgeschlossen: auf fünf Hauptstämmen beruhte das alte Germanien, fünf Hauptstämme gibt es jetzt, die den Türken vertreiben könnten, dazu werden die Fürsten und Maximilian in feuriger Rede entboten.

Es folgt ein kulturhistorischer Teil. Er behandelt die zwei großen deutschen Erfindungen, Kanonen und Buchdruckerkunst, die Leistungen der Deutschen in Baukunst, Malerei und Bildhauerei, dann ihre Eigenschaften: Tapferkeit, Adel, Freigebigkeit, Gastlichkeit – hier fällt die Benützung des Tacitus auf – endlich die Fruchtbarkeit des Bodens, im Elsaß besonders, aber auch mit einem Blick auf ganz Deutschland. Hätte Wimpfeling in die Widmung des Buches an Thomas Wolff statt der Ausführungen über das Deutschtum des