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Manuskript der Inschriftensammlung gestellt waren, hat Peutinger mit den Inschriften veröffentlicht.

Drei Jahre darauf starb Celtis, und mit ihm verschwindet auch der Plan der Germania illustrata aus dem Wiener Kreise: Er hatte hier eben doch nur Gast-, nicht Heimatrecht besessen, auch nicht bei Maximilian. Der pflegte nur seine genealogischen Unternehmungen. Wie weit etwa Stabius, den Aventin oft als Genossen des Celtis bei der Germania nennt, auf diesem Gebiet weiter arbeitete, wissen wir nicht.


Aber die Germania illustrata ist damit nicht tot. Sie kehrt zurück nach Nürnberg, von wo sie ausgegangen ist, und findet neue Pflege im Kreise Willibald Pirckheimers.

In Pirckheimer[1] gipfelt der Nürnberger Humanismus wie der Augsburger in Peutinger, und trotz der Eigenart beider Persönlichkeiten sehen wir beide die besondere Richtung der humanistischen Studien, die sie in ihren Gemeinwesen vorfinden, fortführen. Für Nürnberg ist dies, wie wir sahen, die Richtung auf das Praktische, vor allem die Pflege der geographischen Interessen. Sie geben den Untergrund für Pirckheimers ganze gelehrte Tätigkeit im engeren Sinne. Von all seinen anderen Beschäftigungen kehrt er immer wieder zu ihr zurück, und wenn die Zeitgenossen von Peutinger ein Corpus antiquitatum erwarten, so erhoffen sie von Pirckheimer den echten Ptolemäus.[2]

Das ist aber für den Humanismus nicht eine rein philologische Arbeit. Seit der Ptolemäusausgabe des Nikolaus Donis von 1482 wird im Ptolemäus in Karten, Legenden oder eigenen Erläuterungen der Fortschritt des geographischen Wissens niedergelegt, die berühmte Ausgabe von 1513, die Waldseemüller mit Hilfe des Elsässers Matthias Ringmann fertigt, bringt das erste Kartenbild der durch Kolumbus erweiterten Welt, die Entdeckungen des europäischen Nordens und Ostens will Jakob Ziegler 1530 zu einem neuen Ptolemäus verarbeiten.

Nicht minder wichtig aber werden nun die Versuche, in den Angaben des Ptolemäus die Geographie der Heimat wiederzufinden. Schon Meisterlin weiß von einem Korrektor des Ptolemäus – es ist Nikolaus Donis –, der Nürnberg „in der sibenden clima“ gesetzt habe.[3] Man hatte eine Gleichsetzung mit dem alten Segodunum vorgenommen, die auch Celtis einleuchtend schien.

Man sieht, wie von hier aus der Grundgedanke der Germania illustrata, das alte Deutschland im neuen zu finden, eine Förderung besonderer Art erhielt – auch Celtis hat sich in seiner Wiener Zeit


  1. [273] 42) Eine Biographie ist von A. Reimann, der Briefwechsel von Reicke und Reimann zu erwarten. Bis dahin Fr. Roth, Wilibald Pirckheimer, ein Lebensbild aus dem Zeitalter des Humanismus und der Reformation [Sehr VRefG. XXI 1887] und K. Hagen, Deutschlands lit. u. rel. Verhältnisse im Reformationszeitalter I, 281 ff. Eine gute Charakteristik bei M. Jansen, Kaiser Maximilian I. S. 118 ff.
  2. [273] 43) Vgl. für Pirckheimers geographische Interessen S. Günther, Der Humanismus in seinem Einfluß auf die Entwicklung der Erdkunde (Geogr. Zs. 1900) 812.
  3. [273] 44) St. Chr. III, 48.