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Die Arbeiten zu diesen gewaltigen Befestigungsanlagen, die nahezu 94 Millionen französische Livres gekostet haben sollen, wurden unter der Aufsicht des Marquis de Vauban von den Bauern der Umgegend ausgeführt, unterstützt von 15000 Soldaten, die mit erhöhtem Solde während der Bauten im freien Felde lagerten. Um das nöthige Material zu erhalten, wurden verschiedene nahe gelegene Wälder ausgeholzt, grosse Ziegelöfen errichtet, die Bausteine der Burg Höhingen und der Isenberger Schanze mitverwendet und das sonstige Steinmaterial von Niederrimsingen und Mördingen beigeführt. (Fig. 4.)

Die Stadt besass damals überall vertheilt im Ganzen 13 Kasernen mit 205 Kammern für die Infanterie, 98 Kammern und ebenso vielen Ställen für die Kavallerie, 9 Pulverthürme oder Magazine, Werkstätten für Artillerie, Giesshäuser, 2 Arsenale, Provianthäuser, Spitäler, Korn- und Fruchtmühlen, Kantinen, sowie Back- und Schlachthäuser.

Durch den Frieden von Ryswijck 1697 war Breisach österreichisch geworden, blieb es aber nur wenige Jahre, da es bereits am 6. September 1703, durch die Festungskommandanten Graf Arco und Marsigli nur ungenügend vertheidigt, von den Franzosen wieder zurückerobert wurde. Doch auch diese französische Herrschaft dauerte nicht lange, denn 1714 im Frieden zu Rastatt erhielt Oesterreich abermals die Festung Breisach zuertheilt. (Fig. 5.)

Die von den Franzosen bei ihrem Abzuge zerstörten Festungswerke liess Kaiser Karl VI 1718 und 1719 wieder herstellen, verbessern und theilweise erweitern. Die nach dem Lande zu gelegenen Bastionen erhielten damals im Süden angefangen, folgende Namen: Bastion Leopold, Amalien-Bastion, Carls-Bastion, Eleonora-Bastion, Josephs-Bastion, Heilige Kreuz-Bastion, Ferdinand-Bastion und Rhein-Bastion. Vor allem aber liess Karl VI auf dem noch nicht in die Befestigungen mit eingezogenen Theil des Eckardsberges ein Fort errichten, über das der Chronist Folgendes berichtet:

‘Betreffend dieser Eckartsbergfestung war dieselbe nicht nur stark, sondern an Zierde und bedeckten, überwölbten mehreren Wegen und Gängen ein bewunderungswürdiges Werk. Gegen den Rhein war ein breiter, hinaufsteigender, ordinärer Weg, oder besser zu sagen, die Burgstrasse, beiderseits mit gehauenen Quadersteinen dermassen eingefasst und hoch, also, dass man sowohl Kanonen, als auch anderes benöthigtes hinauf führen konnte, ohne von dem Feind oder benachbarten Franzosen beobachtet zu werden. Das Thor, in den dortigen Bergfelsen eingehauen, ist aus fein gehauenen Steinen prächtig mit schönsten Verzierungen dargestellt. Die Wachtstuben beiderseitig waren überwölbt und feuerfest. Inwendig war ein fest überwölbtes Backhaus mit einem in der Mitte der Fläche des Berges liegenden tiefen Brunnen, mit der Bedachung des Backhauses bedeckt, aus welchem das Wasser mittelst eines Rades hinaufgezogen wurde. – Das jetzt noch stehende Mauerwerk, welches von heidnischen Kaisern, wie oben schon gesagt, erbaut worden sein soll, war mit Schiessscharten und Kanonen besetzt. Unten an diesem Bollwerk waren zwei gleiche, kleine, festgemauerte Bastionen, worauf Kanonen standen, ein welches in der Unter- oder Vorstadt schön zu sehen war. Dieser befestigte Eckartsberg oder besser gesagt Citadelle, ist ringsum mit Palissaden obenauf umgeben gewesen, auch hatte derselbe durchaus starke Festungsmauern, einen trockenen Graben, Gewölbe und Casematten, worunter jene gegen den Rhein die stärkste und mit Schiesslöchern versehen gewesen, um den stürmenden Feind mit Geschütz zurückzuweisen, worin eine starke Kompagnie Soldaten zur Besetzung gelegt werden konnte.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6. Jacob Christian Benjamin Mohr, Tübingen und Leipzig 1904, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kunstdenkm%C3%A4ler_Baden_6_034.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)