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getragen; darüber ist in einer Nische zwischen Delphinen und von einer Muschel betrönt das Böcklinsche Wappen angebracht, das allerdings erst später mit allen möglichen Zuthaten neu eingesetzt und mit der Inschrift versehen wurde:

ARX ISTA NOBILIS BALTASARBURG
APPELATA OMNIBVS PRIVILEEGIlS
GAVDET

Am Beginn der Wendelstiege, deren gewundene Spindel als Schlange endigt, fndet sich auf einem Schriftband ein Steinmetszeichen und die Jahresrahl 1571 eingehauen.

Im Innern ist wenig Architektonisches zu erwahnen; nur im Saale, dessen Docke von einfacher Holzsäule getragen wird, sind die Fensternischen etwas reicher ausgebildet, indem zwischen den Doppelfenstern Säulen mit jonischen Kapitälen den Fensterbogen stützen.

Die Wirthschaftsgebäude, die das Schloss umgeben und meist an die alte Ringmauer sich anlehnen, sind ohne bauliches Interesse. Zwischen denselben und dem Wohnbau standen ehemals, wie aus einem alten Plane von circa 1776 hervorgeht, zwei feste Thürme, die jetzt vollständig abgetragen sind.

Fig. 110. Rust, Alles Holzhaus.

An innerer AusstattungInnere Ausstattung bietet das Schloss noch manches Interessante. So zieren den Saal eine Reihe von Ahnenbildern (von 7 Generationen Vater und Mutter), darunter sehr gute Porträts, unter anderen das eines Herrn von Rippenheim (Anno 1609) und das eines von Rathsamhausen ohne nähere Datirung. Im oberen Stock hängen drei gute Gemälde, im Speisezimmer eines von Philipp de Champaigne (?), seine Tochter als Nonne darstellend und daneben zwei Holländer, ein Eremit in seiner Klause lesend und ein Bursche die Pfeifse rauchend, letzteres angeblich von Frans Hals (?).

In den beiden Korridoren ist eine interessante Waffensammlung aufgehängt.

Ausserdem sind noch einige gute Renaissanee-MöbelRenaissance-Möbel zu erwähnen, im unteren Vorsaal eine Kredenz und ein Schränkchen aus Schloss Bernstein (späte Renaissance), im Speisezimmer eine Kredenz mit Böcklinschem Wappen und eine Trühe, beides ebenso wie das in einem Zimmer des oberen Stockes befindliche vorzüglich gearbeitete Holrzelief (Pieta), italienische Renaissance-Arbeiten.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6. Jacob Christian Benjamin Mohr, Tübingen und Leipzig 1904, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kunstdenkm%C3%A4ler_Baden_6_342.jpg&oldid=- (Version vom 14.1.2024)