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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

und heiser sich, und arm dabey, gesungen;
denn, Eigensinnige, mit bitterm Hohn

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sahst du demüthig ihn, um deinen Thorn,

die Rosenlippen seines Mädchens schleichen,
und immer mußte er zurück
vor einem jungen Gecken weichen!
Kein süßes Lächeln, ach! kein Blick

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kein Druck der Hand, kein seeliges Umarmen

ward ihm von dir gegönnt,
und fern von Mitleid und Erbarmen,
das keine Göttinn deines Schlages kennt,
sahst du an seinen nassen Wangen,

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an seinen Augen voll Verlangen

nur deine Freude; und wenn ja einmal
ein Kuß des Dichters Mund beglückte,
so wars im Schlaf, wenn aller Qual
der gute Mohngott ihn entrükte.

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Du treibst den Spaß zu weit; es wird

sich keiner mehr um dich bekümmern,
wenn anders die Vernunft sich nicht bey ihm verirrt,
und er für ächtes Gold, das leere Schimmer
mit dem du prahlst, auf Treu und Glauben nimmt,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_004.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)