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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

des Unrechts dringen ihm Klagen und Seufzer ab. Wir sehen ihn mit sich selbst im Kampf, den höhern Theil mit dem niedern, den wechselseitigen Sieg beyder; denn er ist eine tragische Person, und soll unser Mitleid erwecken. Wir gewinnen ihn lieb, denn er ist unser Wohlthäter, leidet für uns. Wir bemitleiden ihn; er leidet schuldlos und einsam.

Der einsame Zustand hat etwas Schreckliches. Philoctet leidet

Nur von Winden umgeben,
Sonder festen Tritt,
Ohne einen nachbarlichen Freund,
Der Theil an seinem Unglück nimmt,
Mit dem in wechselseitigen Klagen
Er seiner eiternden Wunde
Kaum erträglich Elend
Beweinen darf [1].

Das Herz muß sich ergießen. Dem Leidenden ist es Bedürfniß, sich bey dem


  1. Sophocl. Philoct. v. 691–95. ed. Brunk.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_083.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)