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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

Erkühnen hierauf gar keine Rücksicht, vergißt die vorherigen Freundschaftsdienste. Hieraus und aus der angethanen Schmach, die er dulden muß, erklärt sich der Haß des Prometheus gegen jenen, die Rache, die er an ihm nehmen will, und die in seiner Gewalt steht. Ueberhaupt ist es Charakter des griechischen Helden, einem Feinde nicht zu verzeihen und ihm Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Nach der Vorstellungsart der Alten ist Zevs dem nothwendigen Schicksal (αναγκη) eben so unterworfen wie der Mensch und jeder andere Gott. Prometheus hat vor dem Vater die Vorhersehungskraft jenes ihm noch bevorstehenden Schicksals voraus. Daher sein Trotz. Er kennt seine Gewalt über den Sohn des Kronos, wirft eine dunkle Erklärung hin und reitzt dadurch nur noch mehr die Neugierde der Oceaniden. Man sollte jetzt erwarten, der Chor werde wissen wollen, wodurch bewogen Jupiter ihm seine Freundschaft anbieten werde. Allein, statt dessen verlangt er von dem Vorgange der Strafe und der Ursache seines Leidens belehrt

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_086.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)