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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

befahren von ihm einen härtern Verstoß gegen Kronion, und finden es überhaupt unausführbar, dem Vater seine Herrschaft zu entreissen, lenken also lieber ihre Neugierde auf die vorigen Begebenheiten. Ist diese Vermuthung ohne Grund, so hat Aeschylus den Faden abgerissen, um ihn später bey der Erscheinung der Jo wieder anzuknüpfen [1]. –

In den beyden ersten Auftritten erschien Prometheus duldend und einsam, jetzt kann sich sein Herz ausschütten und er darf Theilnahme hoffen. Aber es ist dem Leidenden eigen, an Theilnahme zu zweifeln. Bey dem Halbgotte ist dieses um so natürlicher, da er von Göttern gehaßt, von Menschen unbemerkt, der Luft und den Elementen ausgesetzt schmachtet. Daher sein Erstaunen beym Anblick der Oceaniden, sein flehend Rufen um Mitgefühl. Dem Chore dünkt dieses Mißtrauen hart. Sie wollen nicht nur Zuschauerinnen seines Elends seyn, sondern kommen, um mit ihm gemeinschaftlich zu klagen;


  1. v. 770 etc.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_088.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)