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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

sehen und die Betrachtung, daß der bloße Wille das Gesetz ist, welches ihn bestimmt, erhöht unser Interesse für den Bestraften. Er vereitelt den Plan eines Despoten, macht unser Interesse zu dem seinigen, unterwirft sich den traurigsten Folgen, und des Anblicks der Menschen beraubt, darf er nicht einmal auf Dankbarkeit und Mitleid eines Geschlechts rechnen, welches er glücklich gemacht hat. Jupiter ist also nicht nur der Undankbare, er ist auch der Ungerechte. So weiß Aeschylus den Helden der Bühne zum Gegenstand unsers Mitleids zu machen und die Regeln des Stagiriten erhalten auch durch dieses Stück das Gepräge der Wahrheit und Gültigkeit. Indessen kann Zevs als der Oberherr des Olymps auf die Nichtkränkung seiner Rechte, die ihm doch selbst von den neuen Göttern verliehen sind, Anspruch machen. Seinen Thron zu sichern ertheilt er den Göttern Geschenke, und muß das Unternehmen eines Halbgottes um desto eher bestrafen, je mehr gleich Anfangs seine Herrschaft in Gefahr geräth. Dazu kommt noch, daß die Entwendung

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_090.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)