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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

Weisheit mit, die dir im Vorhofe erschienen ist; denn entdeckt hast du gewiß etwas, sonst dürften wir dich schwerlich schon haben.


Sokrates, (indem er sich niederläßt,)

Ich wäre es ganz wohl zufrieden, wenn es mit der Weisheit wäre wie mit dem Wasser, das aus dem vollen Krug durch das wollene Tuch in die leeren Becher tröpfelt. Dann würde mir der Platz neben Agathon noch einmal so werth seyn. Meine Weisheit, die sich wohl überhaupt noch bezweyfeln ließe, und die vielleicht nicht viel mehr ist als ein Traum, würde sich gar nicht übel in der Nachbarschaft der deinigen befinden, die dir kürzlich in so jungen Jahren vor einer glänzenden Versammlung von mehr als 30,000 Griechen soviel Ehre und Beyfall erworben.


Agathon.

Spotte nur Sokrates! Welcher von uns der größte Meister in der Weisheit sey, wollen wir nachher ausmachen. Bacchus soll nachher Schiedsmann seyn! Inzwischen laß dir jezt nur das Essen wol schmecken.

Sobald die Mahlzeit geendiget war, wurde die Libation[1] verrichtet. Die Gäste sangen ein


  1. Jeder Tischgenosse goß etwas Wein aus seinem Becher für die Gottheit aus. – Es erräht sich übrigens von selbst, für welche Klasse von Lesern Bemerkungen dieser Art beygefügt sind.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_178.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)