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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

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mit ewig heiliger Gewalt? zu viel

bringt ihr der Seligkeit, und es erliegt
ein sterblich Wesen, wenn ihr beyde scheidet –
Du hoher Phöbus, Gott des goldnen Tag’s
der du die Zukunft wie die Gegenwart

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erblickst – erhell’ auch meinen dunklen Geist –

dein ewig heitres Auge blikt mich an.

(Ein heller Sonnenstrahl beleuchtet die Statue der Venus.)

Du trittst aus dichten Wolken, und es senkt
dein goldner Strahl sich auf mein flehend Herz –
Welch Vorgefühl ergreift mich! (sinnend) je bey dir

420
bringt Opfer, wer sich in der blauen Fluth

die um Leukade’s graue Felsen schäumt,
Genesung von der Liebe Schmerzen sucht.
Die Wellen, sagt man, spühlen aus der Brust
die Flammen hold hinweg, und oft verlöscht

425
das Leben mit der Liebe – ja so fand

einst Sapho Rettung, gieng zur Unterwelt
aus Thetis Schooß – wie gerne folgt’ ich ihr!

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_265.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)