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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

ausserordentlicher Art, die du an mir entdeckst, die von der Schönheit der Gestalt, die du besitzest, doch wohl sehr verschieden sein müßte. Um dieser Schönheit willen hast du also deinen Anschlag auf mich gemacht und du möchtest gern Schönheit gegen Schönheit tauschen. Sollte das nicht auf einen kleinen Betrug angelegt seyn? Du möchtest wohl gern mit einem bloßen Scheingute ein Wirkliches erkaufen? Das hiesse ungefähr gerade soviel als einen ehernen Schild statt eines goldnen geben. Allein, mein Bester, betrachte mich nur genauer, eine zu große Meinung von mir hat dich getäuscht. Aber freilich das Auge des Geistes beginnt nur dann erst wieder hell zu sehen, wenn das leibliche aus seinem exaltirten Zustande zurückkehrt. Das scheint aber bei dir noch nicht so schnell zu kommen! – „Mein Herz hat zu dir gesprochen; ich habe nichts gesagt, was mir nicht wirklich Empfindung eingab. Nun überlege du selbst, was du für dich und mich am besten hältst.“ – Das war vernünftig gesprochen. Mit Ueberlegung wollen wir künftig immer handeln, und beide, hier sowohl als sonst, nur das thun, was wir für das beste halten. – – Nach dieser Unterredung glaubte ich nichts weiter abwarten zu müssen, ich hielt ihn für getroffen wie von einem Pfeil. Ich ließ ihn kein Wort weiter sprechen, sondern stand auf, schlug mein Oberkleid (das nämliche das ihr hier an mir sehet) um, denn

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_376.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)