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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

wir nicht abermals zwey merkwürdige Plätze zwischen Servoz und Chede übergehn möchten, nemlich den lac de Chede und den pont aux chevres, von dem ich noch nicht wußte, daß er weggerissen wäre, riefen wir einen Knaben in Servoz, uns an den lac zu führen. Er wußte mehr, als wir hinter ihm suchten. Sein Vetter, der Pfarr des Dorfs, sagte er, lehre ihn lateinisch, weil er ein Mönch werden wollte. Wir machten mit ihm gleich eine Probe, und ließen ihn decliniren. Unter der Schulübung, dergleichen wohl hier noch keine angestellt worden war, stiegen wir einen steilen Hügel hinan. Der Nant noir brach das Examen ab. Er ist der breiteste, den ich auf der ganzen Reise angetroffen habe, sein Fall ist sehr abschüßig und folglich sehr heftig, sein Bett voll großer Steine. Von der Höhe, auf der wir jetzt standen, übersahn wir das ganze Thal von Sallenche. Ein lauteres Getöse meldete den nahen Wasserfall der Arve, den ich oben mit Bourrit’s Worten beschrieben habe; kleinere Bergströme vermehrten es. Mit Furcht nahten wir uns dem Abgrunde. Am jenseitigen Ufer hebt sich ein bewachsner Felsen, und hinter ihm der Montblanc. Ich mußte den Kopf senken, um in die Tiefe zu sehn, und ihn wieder aufwärts richten zum Gipfel dieses Riesenbergs. Hinweg von dieser Schreckenvollen

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_038.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)