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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Balder. Anstatt mir Hoffnung einer bessern Zukunft zu geben, finde ich auch Dich geneigt, mir die meinige zu rauben.

Mimer. Das will ich nicht, aber eben so wenig möchte ich dich den Täuschungen einer von einem gutmüthigen Herzen bestochnen Phantasie überlassen. Damit ich aber die Aussichten, die sich Dir eröffnen, ganz kenne, und wir sie dann zusammen prüfen können, so erzähle sie mir; ich werde sie ohne Unterbrechung anhören.

Balder. Nun wohlan! Vorher aber muß ich alles zu vergessen suchen, wodurch gestern Heimdal meiner Phantasie die Flügel beschwert hat. Dieß wird nicht besser geschehen, als wenn ich mir, nach Dichterart, die Begeisterung einer Gottheit erflehe. Zu dir, wohlthätige Menschenliebe, will ich mich wenden; zu dir! die du den Eigennutz aus der Brust des Denkers so oft verbanntest, während er, gefesselt mit Ketten falscher Vernunftschlüße, seine Allmacht laut verkündigte; Zu dir! die du den Läugner deines heiligen Vaters, des Weltschöpfers, dennoch durch die Kraft deiner allmächtigen Abkunft zwangest, sich und andern die Beforderung des Glücks des Nächsten zur Pflicht zu machen; Zu dir, die du die Hand des Menschen, der seine

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_064.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)