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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Wer drängt dich aus der Weisheit stillen Klause?

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Wer jagt dich mit der Unruh Sturmgebrause

Wie Kain über Meer und Land?
Sprich: treibt bey dem Geräusch zerrißner Fahnen
Von dem Huronenland bis zu den Kamschatanen
Dich Weisheit oder Gottes Hand?

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Ich kenne dich, seit längst verfloß’nen Jahren,

Da du mit mir die Fingalskluft[1] umfahren;
Selbst deine Lieblingsträumerey,
Von Karavanen und von Pilgerreisen,
Von fremden Völkern und von Weltumkreisen

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Und was wohl unterm Pole sey.


Ich kenne dich in deiner Freunde Kreise;
Ich kenne dich in deiner selt’nen Weise
In der du Menschenprüfer bist.
Ich kenne den Verwüster deines Glückes

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Und weiß den Urquell deines finstern Blickes

Und – was dir Heilungsbalsam ist.

Ein Amt, der leeren Stunden Raum zu füllen;
Ein Weib, aus Fluren geßnerscher Idyllen,
Dazu ein frohes Tuskulum,

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Das formte dich von Karmels ewigem Hebräer

Zum besten freundlichsten Epikuräer,
Zu Wandsbecks heiterm Asmus um.


  1. Die Fingalsgrotte auf Staffa, einer der Hebridischen Inseln.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_235.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)