Seite:De Neue Thalia Band3 237.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Die Ruh ist Glück und Balsam unsers Lebens;
Der größte Weise suchet sie vergebens

75
Bis er sein Sanssouci bezieht.

Denn sieh! was schuf in jenen Schneegefilden
Die edle Größe unsers wackern Wilden?
Die Ruh, die seine Stirn verrieth.

Wohlan! wenn du die Forscherbahn geendet

80
Und deinen Sarazenenzug vollendet,

Dann kehre heim ins Vaterland,
Und knüpfe, vor Beginn der grauen Haare,
Zu deinem Glück, an Gottes Weihaltare
Ein süßes ewigliches Band.

85
Sey dann mein Nachbar in dem Weserthale

Und trink mit mir aus einer Muschelschale
Und iß mit mir von einem Brod.
Dann wird der Schatten eines Baums uns decken,
Und ein Gesang der Nachtigall uns wecken,

90
Im goldgestreiften Morgenroth.


Denn schleichst mit Geßnern du zum Schäferpfürche
Und fährst mit Goeking in die Harzgebürge,
Mit Klopstok auf der Sternenbahn;
Mit Schillern tönest du das Lied der Freude,

95
Und wallst in grauer Helden Nebelkleide

Umher mit Vater Ossian.

Und ziehn wir nun, umhallt vom lauten Hifte
Des Jagdhorns, durch die grauen Felsenklüfte
Mit dem bereiften Doggenschwarm;

100
So werden wir in unsrer stillen Klause,

Des Abends, bey dem kleinen Wildprettschmause
Im Kreis der Freundschaft wieder warm.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_237.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)