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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Staunend sah der Himmel dies Exempel
Unbegreiflicher Eroberung.
Als wir drauf zum Hochaltare giengen,
O, wie schlug das volle Herz in mir!
Heloisens Aug’ und Seele hiengen
Nicht am Kreutze, hiengen nur an dir.
Liebe, statt der Gnade, deine Liebe
War das Herzgeschrey der Schwärmerinn.
Ach! Wenn diese nicht ihr übrig bliebe,
So wär’ alles, alles für sie hin! [1]

Mit gerührtem Herzen eilte ich aus dem Kloster und aus Erfurt; lange noch beschäftigte sich meine Phantasie mit der kleinen Blondine, ich kann ihre großen, schmachtenden Augen nicht vergessen, noch immer höre ich ihre Stimme um mich her, wie die schauerliche Milde der erschütternden Harmonika.


  1. Pop’es Heloise an Abaillard. Ich habe hier meine Uebersetzung mit derjenigen vertauscht, welche Bürger uns in seinem 93 Musenalmanach geschenkt hat. Die Leser haben gewiß dabey gewonnen, und der Anachronismus ist zu vergeben.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_269.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)