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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

als die Sorge für seine Existenz und keine Abhängigkeit ist ihm drückender als diese, die Natur als diejenige Macht zu betrachten, die über sein Daseyn zu gebieten hat. Und von dieser Abhängigkeit fühlt er sich frey bey Betrachtung des Praktischerhabenen. „Die unwiderstehliche Macht der Natur, sagt Kant, giebt uns, als Sinnenwesen betrachtet, zwar unsre Ohnmacht zu erkennen, aber entdeckt zugleich in uns ein Vermögen, uns als von ihr unabhängig zu beurtheilen, und eine Ueberlegenheit über die Natur, worauf sich eine Selbsterhaltung von ganz andrer Art gründet, als diejenige ist, die von der Natur ausser uns angefochten und in Gefahr gebracht werden kann – dabey die Menschheit in unserer Person unerniedrigt bleibt obgleich der Mensch jener Gewalt unterliegen müßte. Auf solche Weise – fährt er fort – wird die furchtbare Macht der Natur, aesthetisch von uns als Erhaben beurtheilt, weil sie unsre Kraft, die nicht Natur ist, in uns aufruft, um alles dasjenige, wofür wir als Sinnenwesen besorgt sind, Güter, Gesundheit und Leben, als klein anzusehen, und deswegen auch jene Macht der Natur – der wir in Ansehung dieser Güter allerdings unterworfen sind – für uns und unsre Persönlichkeit dennoch als keine Gewalt zu betrachten, unter

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_329.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)