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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

Der Wogen lauter Gang, der stille Lauf der Sphären
Wird ihm des Ewigen Gefühl beredter lehren.
Oft wandelt einsam er, beym goldnen Sternenschein;
Betrachtung senkt sich zu ihm nieder,

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Ein süßer Schreck durchzittert seine Glieder:

Wie fühlt er im Unendlichen sich klein,
Und im Unendlichen wie groß sich selber wieder!
Gewurzelt steht er da in dieser Wollust Schwühle,
Verlohren in das Meer entzükender Gefühle.

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Zur Sittenwelt hat ihm mit treuer Hand

Die Sinnenwelt den Schlüssel übergeben,
Die beyden knüpft ein heilig Band,
Und in einander fließt der beyden zartes Leben:
Hat jene ihre Größe nicht

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Und ihrer Milde Geist und ihrer Schönheit Licht

In die mit großen Ziffern eingeschrieben?
Wer die Natur nicht liebt, kann keinen Menschen lieben

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_049.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)