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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

1ste Stanze.

Italien! mein Vaterland! wenn gleich meine Worte die tödlichen Wunden, deren ich so viele an deinem schönen Körper sehe, nicht heilen können; so ist es mir doch Trost, daß meine Seufzer von der Beschaffenheit sind, wie sie die Tyber, der Arno und der Po, an dessen Ufern ich jetzt ernst und traurig sitze, von mir erwarten! Regent des Himmels, dich flehe ich an, wende das Erbarmen, welches dich herab auf diese Erde geführet hat, auch auf dein geliebtes, geseegnetes Land! Siehe! gnädiger Gott, welch grausamer Krieg, so geringer Ursachen willen Oeffne, befreye und erweiche, du Vater! die Herzen, welche der stolze und wilde Mars verhärtet, verschließt und fesselt. Verschaffe du deiner Wahrheit durch meine Stimme (wie gering sie auch seyn mag) Gehör bey ihnen!

Anmerkungen.

V. 1. 2 Italien war damals sehr durch die innerlichen Kriege mitgenommen und zerrüttet. 5. Er bezeichnet Italien durch die 3 Hauptflüsse, die er dichterisch statt der Nation nennet. 6. doglioso war Petrarch so wohl wegen des Unglücks seines Vaterlandes, als auch wegen des Schadens und Unglücks, das seine Familie durch diese innerlichen Kriege erlitten hatte. S. Petrarchs Lebensbeschreibung.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_076.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)