Seite:De Neue Thalia Band4 152.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

werden, so ist hier die Foderung der Deutlichkeit auch schon etwas weniger strenge. Wir werden vielleicht mit einem Blick zwanzig Personen übersehen können, aber mehr als drey darunter in Einem Zeitmoment zu erkennen wird schwer seyn. Überhaupt müssen wir uns hier in Acht nehmen, daß wir das nicht für simultan halten, was bloß eine schnelle Succeßion ist. Die Rapidität, womit der Verstand aus dreymal drey Neune macht, läßt uns nicht mehr unterscheiden, ob diese Neun Einheiten auf einmal oder in einer Folge von drey Momenten vor unserer Seele schweben. Wir bilden uns oft ein, mit dem Sinn zu fassen, wo wir bloß mit dem Verstande begreifen. Aber wir dürfen nur das Experiment machen, ob das, was wir bey einer geschickten Anordnung auf einmal übersehen, auch noch dann, wenn es in Unordnung ist, diese Wirkung thut. Eintheilung und Ordnung können nur den Verstand, aber nie die Einbildungskraft, unterstützen; was wir also nur unter dieser Bedingung

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_152.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)