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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

Charlotte kommt von Zeit zu Zeit an die Thür um sie zu bemerken. Hinter ihr ist Wittheim.

Moritz. Ich will den Frieden ihrer schönen Seele nicht länger stören, Marie. Ich will die Gluth nicht auf’s neue anfachen, die vielleicht noch in diesem Herzen glimmt. Seyn Sie ruhig. Ihre Tugend macht alle meine Wünsche verstummen, selbst indem sie ihnen ein neues, inneres Leben mittheilt. Von nun an seyen Sie in meine Brust verschlossen. Ich werde Sie ewig lieben, ich habe es Ihnen zum letztenmahle gesagt.

Marie. Leben Sie wohl.

Moritz. Aber erklären muß ich mich. Sie haben mich zweydeutig gesehen: ich kann nicht leiden, daß die Edelste ihres Geschlechts unrecht von mir denke. Das Urtheil der Welt ist mir allezeit sehr gleichgültig gewesen: das ihrige habe ich mich gewöhnt, wie mein eigenes zu betrachten, und darüber muß ich befriedigt seyn.

Marie. Ich verkenne Sie nicht. Ersparen Sie mir eine gefährliche Zergliederung.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_324.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)