Seite:De Selbstbefleckung Tissot 083.jpg

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sehen lasen. Es ist in unserem Jahrhundert dahin gekommen, daß man sich kaum des verbottenen Beischlafs schämet, ja manchmal gar rühmet, die Selbstbefleker aber verfallen weit mehr in üble Nachrede und Verachtung. Deswegen verlieret sich bey ihnen alle Hofnung zum Trost, und unzäliche Ursachen zur Verzweiflung finden sich alltäglich bey ihnen ein.

Ueberlegt man alle oben von mir deutlich erzälte Gebrechen und Schaden, so wird man neben der Furcht vor Krankheiten noch andere Abmahnungsgründe finden, worunter denn besonders der Mangel am Verstand ist, den doch der Mensch mehr als alles andere zu fliehen hat. Eine kränkliche Nachkommenschaft dienet den Selbstbeflekern zu einem beständigen Vorwurf, und macht sie betrübt; ja manchmal wird bei ihnen die angeneme Hofnung zum Heuraten vereitelt, oder sie sind, welches noch schlimmer ist, unglüklicher weise beständigen Zänkereien ausgesezt. Dahier befindet sich ein Künstler, der sich durch sein eigenes Verschulden geschwächt hat, und dadurch faul, träge und kränklich geworden ist; und ob er gleich zu der Venuslust, so wenig als zu anderer Arbeit tauglich ist, so hat er doch Nuzens wegen eine junge geile Frau geheuratet,

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Simon-Auguste Tissot: Versuch von denen Krankheiten, welche aus der Selbstbeflekung entstehen. Frankfurt und Leipzig 1760, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Selbstbefleckung_Tissot_083.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)