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IV. Sülchgauer Altertumsverein.

Geschichte des Franziskaner-Minoriten-Klosters Schwäbisch Gmünd.

Von P. Konrad Eubel, Ord. Min. Conv. (z. Z. apost. Pönitentiar bei St. Peter in Rom).

In meiner Geschichte der oberdeutschen Minoritenprovinz (Würzburg 1886, Bucher) konnte ich die Geschichte der einzelnen Klöster derselben nicht so eingehend behandeln, wie es das darüber vorhandene Material bei dem einen oder andern erlaubt hätte. Dies trifft besonders auch bei dem Konvente Schwäbisch Gmünd zu, über welchen die Franziskaner-Akten des Staatsarchivs Luzern, wohin ein großer Teil des Archivs der oberdeutschen Minoritenprovinz (wahrscheinlich aus dem 1839 aufgehobenen Konvente zu Luzern) gekommen ist, eine reichliche Ausbeute gewähren. Unter Verwertung dieses Materials und Heranziehung der übrigen einschlägigen Quellen, soweit sie bekannt und erreichbar waren, kam die obigen Titel tragende und in diesen Heften nachstehend zu veröffentlichende Arbeit zu stande.

Hinsichtlich des Zeitpunktes, in welchem sich die Söhne des hl. Franziskus in Schw. Gmünd niederließen, ist man vor widersprechende und zum Teil unmögliche Angaben gestellt. Nach Berard Müllers 1703 verfaßter Provinzchronik[1] wäre ein aus Schwaben stammender Bruder David, einer der ersten persönlichen Genossen des hl. Franziskus, von diesem im Jahre 1208 – also ein Jahr früher, als derselbe überhaupt Genossen hatte! – mit 7 andern Gefährten zur Predigt der Buße nach Deutschland geschickt worden. Noch im nämlichen Jahre nach Schw. Gmünd gekommen, hätte er daselbst von Cisterciensern eine bescheidene Wohnung nebst einer Kapelle zur Begründung einer Ordensniederlassung zugewiesen erhalten; er wäre jedoch noch im gleichen Jahre gestorben und in dieser Kapelle beigesetzt worden, wie der noch vorhandene Leichenstein ausweise, der folgende Inschrift trage: „1208. Candide lector! hoc sub lapide requiescunt ossicula Davidis ex primis fratribus, qui a S. P. Francisco huc missus septem cum Fratribus.“ Schon zwei Jahre später wäre ein geräumiges Kloster mit einer größeren Kirche an diese Kapelle, die in der Folge dem hl. Antonius von Padua geweiht wurde, angebaut worden. Die Mittel dazu hätten die Minoriten durch die Freigebigkeit der Gmünder Bürgerschaft, besonders aber des Herrn Walter von Rinderbach, erhalten. Allerdings muß Müller beifügen, daß manche ein so hohes Alter dieses Klosters bezweifeln; aber der Provinzial Gabriel Meyer, fügt er hinzu, habe in einem im Provinzarchiv hinterlegten Promemoria hervorgehoben, das er 1648 auf der Gmünder Stadtkanzlei alte Chroniken und Dokumente eingesehen, die darüber keinen Zweifel ließen.

Der Gmünder Guardian Alexander Herth[2] stellt die Gründung seines Klosters in der von ihm 1734 auf Befehl des Ordensgenerals verfaßten „Descriptio conventus


  1. Vgl. hierüber meine Geschichte der oberd. Min. Prov. S. IV.
  2. Vgl. über diesen ausgezeichneten Kanzelredner und Gelehrten ebendaselbst S. 130 und 181 und Anm. 551.