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Brandmal auf der Stirn des entlaufnen Knechts ein Epigramma nannte. Jedermann siehet aber, daß Epigramme dieser Art des Epigramm, wovon wir reden, nur noch in seiner rohesten Gestalt enthalten; daher man jene lieber mit einem eignen Namen (επιγραφαι τιτλοι) Bei- In- Auf- Ueberschriften benennen und dem Epigramm diesen Namen nicht geben sollte.

Indessen ists unläugbar, daß jene Epigraphen nicht nur Vorgänger, sondern auch wirkliche Vorbilder der ältesten poetischen Epigramme wurden: denn auch diese enthielten zuförderst nur historische Umstände, die das Denkmal selbst in seiner stummen Sprache nicht sagen konnte. a)[1] Bald aber ward die Poesie auch hier ihres Vorzugs inne. Indem sie den Gegenstand


  1. a) Die ältesten nicht erdichteten Vorbilder des historisch-poetischen Epigramms sind wohl die, die Heraklides Ponticus aus Homer selbst angeführt; de vita Homeri p. 401. in Gale opuse. mythol.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_115.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)