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Grabe. – Jeder kennet die Grabschrift des edlen Simonides auf die bei Thermopyle erschlagenen Spartaner: c)[1]

„Geh o Wandrer und sag’s den Lacedämoniern,
daß ihren Gesetzen gehorchend wir hier liegen.“

und welch ein scharfsinniger Schluß, welch ein ausschmückendes Beiwort könnte hinzugesetzt werden, das nicht sogleich die einsylbige spartanische Heldenbotschaft entnervte? Cicero in seiner Uebersetzung fügt nur die heiligen Gesetze des Vaterlandes hinzu und der rauhe Spartaner spricht sogleich weicher. So sind die Epigramme, die Geschenke an die Götter begleiten; meistens simple Darstellungen dessen, was man dem Gott weiht, etwa mit einer Ursache, warum man’s ihm weihte oder mit einem Wort das Danks, des Wunsches, der Bitte, der Freude, und war dies nicht alles, was der Sterbliche dem Unsterblichen sagen konnte?


  1. c) ib. p. 131.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_119.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)