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von den Epigrammen nicht reden, die die Liebe eingab und in denen sie auch selbst den zeichnenden Griffel führte. Sie stellte die Züge des geliebten Objects auf den Punct zusammen, der dem Herzen genug thun sollte und der zuletzt oft in eine lichte Flamme auflodert. Ob es mir gleich nicht geziemte, viele Stücke dieser Art, an welchen die sinnlichen Griechen sehr reich sind, in meine Sammlung aufzunehmen: so werden doch auch unter den Gesammleten einige Proben Meleagers u. a. d)[1] die oft bis zum Liebestrunknen Wahnsinn hinaufsteigen, diese Gattung genugsam erklären. – Gleichergestalt ergiesset sich das griechische Epigramm oft beim Anschauen schöner Gegenden in eine Art von Göttergenuß, in welchem der Dichter alle Gegenstände der Natur zuletzt belebt fühlet und rings um ihn her Göttinnen und Nymphen, Dryaden und Hamadryaden in entzückendem Tanz schweben. e)[2] Auf


  1. d) Th. 1. S. 62. 65. Th. 2. S. 66.
  2. e) Th. 1. S. 84. Th. 2. S. 13. 60. 80.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_132.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)