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und Lehrer in allem Schönen gewesen; und nur in dieser kleinen Dichtungsart sollte sie das Unglück so verfolgt haben, daß ihre zahlreichen Arbeiten darinn gar keine Aufmerksamkeit verdienten? Nur von ihnen bekamen ja die Römer diese wie alle Gattungen der Dichtkunst und wenn auch wir das Epigramm aus den Händen neuerer Nationen haben: so sind diese ja sämmtlich und sonders es den Griechen und Römern schuldig. Wollen wir also je eine philosophische Poetik oder eine wahre Geschichte der Dichtkunst erhalten: so müssen wir über einzelne Gedichtarten vorzuarbeiten suchen und jede derselben bis auf ihren Ursprung verfolgen.

Ueberdem kann ichs mir nicht einbilden, daß das Epigramm der griechischen Art eine so geringschätzige Sache sey, als wozu es einige seiner Verächter gemacht haben. Ich will den Unrath nicht Gold nennen, der zumal in des Kephalas Anthologie zusammengehäuft ist und werde darüber noch einige Worte sagen; das ächte und schöne Gold aber, das aus den ältern Zeiten mitten

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_157.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)