Seite:De Zerstreute Blätter II (Herder) 243.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

merkt und belohnt alles Gute, sie wägt und straft alles Böse. Oft spät und desto fürchterlicher, dergleichen Strafen die Griechen zum Ungheuer der Pöna personificirten; a)[1] wie denn auch die Erinnyen und alle Zufälle des Schicksals Dienerinnen der Gerechtigkeit waren. Solch einen weiten Begrif hatte diese Tochter der Gerechtigkeit nicht, in deren Gebiet zu greifen die Mutter Recht und Macht hatte. Endlich auch keine Fortuna ist Nemesis, so nahe sich abermals die Begriffe beider begränzen. b)[2] So lange sie den Glückszustand freundlich begleitet; ist freilich das gute Glück (αγαθη τυχη) da; sobald sie finster hinein blickt, verwandelt es sich in


  1. a) Pausan. Attic. c. 43.
  2. b) Alle ihre Symbole sind von den Symbolen des Glücks verschieden; indeß beging schon Hesychius den Irrthum, daß er sie durch αγαθη τυχη erklärte und mehrere sind ihm gefolgt. Es thut mir leid, daß ich des Buonaroti osservaz. sopra. alc. Med. entbehre und also nicht weiß, was er über die Nemesis gesagt hat.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_243.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)