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großen Abwechselungen des Schicksals, gegen welche der Mensch, die wahre Ephemere auf Erden, nichts vermag, das Meiste auf ihm selbst beruhe, und er also die kleinere Waage seines Schicksals überall mit sich führe. Nüchterne Mässigung des Gemüths war ihnen die Zunge dieser Waage und indem sie jene nothwendigen Abwechselung des Glücks oft und viel bemerkten, unterließen sie nie, dem Sterblichen das Steuerruder in die Hand zu geben, mit dem er sein zerbrechliches Schif auch durch die wildesten Wellen lenken könnte.

Alles nimm von den Göttern an. Gar oft
Erheben im Unglück sie den Gesunknen, der
Auf schwarzer Erde liegt, oft fällen sie auch
Den Mann, der am vestesten steht und werfen ihn rücklings um:
Dann kommt ihm Böses auf Böses: er irrt umher,
Ein Elend-armer; der Muth ist ihm zerknickt.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_254.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)