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sei: denn da die ganze Vorstellung auf einer Allegorie beruhet, so muß Er seinen Bruder Bedeutung geben; sonst würde dieser, der eigentlich nur ein Schatte von ihm ist, unkenntlich. Vom Tode nämlich kann dieser zweite Genius durchaus keine Attribute haben, weil er eben seine Idee verdrängen soll und mit ihm nichts gemein hat; er muß sie also vom ersten borgen d. i. sich in dessen Begrif verlieren. Am deutlichsten ist daher der Schlaf bezeichnet, sowohl durch Ueberschrift a)[1] als Symbole; er allein kann auch die ganze Idee, die ausgedrückt werden soll, ausdrücken, so daß sein Bruder eigentlich nur der Symmetrie wegen dasteht. Oftmals hat sogar diese ihn nicht herbeischaffen mögen und statt seiner steht die Parze oder gar das Bild der Verstorbenen da: b)[2] sie ist verschleiert, hält in der einen Hand die Schale des


  1. a) Leßings erste Tafel P. 26 Winkelmans Allegorie S. 76. Callimach. ed. Ernesti. Vol. 2. p. 524.
  2. b) Leßings zweite Tafel P. 29.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_313.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)