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bringe, wie bei Vergötterungen und sonst andre Symbole es deutlicher sagen. Die Qualen mit dem Feuer sind offenbar nur aus der Fackel entstanden, die der Genius führte und da die Geschichte von Schmerzen sprach, die Amor durch die Fackel der Psyche gelitten hatte: so lag ja der Gegensatz nahe genug, daß in einem Spiel mit den Symbolen bald der Genius den Schmetterling oder die Psyche, bald diese wiederum den Amor oder gar den Schmetterling, d. i. sich selbst peinigt. Ueber jedes dieser Spiele eine neue Moral zu ersinnen, halte ich für so leicht als Nutzlos; die Idee im Ganzen aber ist schön; so schön, daß ich in mehr als Einer Situation für die Grabmähler junger Personen fast keine holdere wüßte. Möge der Genius ein Engel oder Amor oder der Schlaf seyn; genug, wenn er die arme Verhüllte sanft hinüber führt und elysische Jugendfreuden dort auf sie warten.

Doch es ist Zeit weiter zu gehen und auch andre anmuthig-tröstende Vorstellungen zu betrachten, mit denen die Alten ihre Gräber

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_340.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)