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Schrecken einjagten. Dem Zusammenhange nach will Seneka seinen Lucilius gegen die Furcht des Todes wapnen und da er ihm nichts als die gewöhnlichen stoischen Argumente vortragen kann, so eröfnet er ihren Auftritt also: „so ungeschickt bin ich nicht, daß ich hier das Lied der Epikurer fortsingen und sagen dürfte: die Furcht vor den Unterirrdischen sei nichts: kein Ixion werde dort am Rade umhergewälzt, keinem Sisyphus gleite der Fels rückwärts, an keines Prometheus Brust nage der Geier: denn so kindisch ist wohl niemand, daß er sich vor dem Cerberus, vor der Finsterniß, (des Grabes oder Nachtreichs nämlich) und der grausen Gestalt nackter Beingerippe fürchte. Entweder reibt uns der Tod auf oder er macht uns frei. Werden wir durch ihn frei: so fällt unsre Bürde weg und etwas besseres steht uns bevor; zerstört er uns, so ist Glück und Unglück am Ende u. f.“ Sie sehen, m. Fr. daß in dieser Verbindung Seneka keinen Begrif von den Lemurs hat festsetzen wollen. Furcht eines Knaben nennt ers,

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_351.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)