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Thau, der vom Thron des Ewigen fließet; der Leichnam des Bösewichts dagegen zerspringt wie die steinerne Scherbe: wie an seinem Gewissen, so nagt der Wurm auch an seinen Gebeinen.“ Also die Ebräische Volkssage, an welcher mehrere morgenländische Völker theilnehmen und es ist bekannt, zu welchem oft lächerlichen Aberglauben sie manchen Pöbel dieses Todesscheuen Volks gebracht hat. Sie wollen, wie sie es im Leben den Menschen thaten, auch noch zuletzt den Todesengel betrügen, geben dem Kranken, dessen Ende sie befürchten, einen andern Namen, daß wenn jener ihn ruft, dieser nicht folgen dürfe u. f.

Das Idol des Todesengel also oder einen bösen Dämon, der Todes Gewalt hat, a)[1] fand das Christenthum vor sich und sah seine böse Folgen; der Urheber desselben suchte den Dämon von seiner Herrschaft zu verdrängen und auch hier den fürchterlichen Thanatos in einen Engel des Schlafs zu verwandeln. „Unser Freund schläft:


  1. a) Ebr. 2, 14.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_367.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)