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und wird mit beschleunigter Kraft in den nächsten Jahrhunderten gewiß Wunderdinge befördern. Ein Sprachrohr für menschliche Seelen, wirkt sie auf einmal an hundert Orten und Enden jetzt und zukünftig.

Wissenschaften und Künste sind Formen des menschlichen Geistes, auf denen, je wahrer und nützlicher sie sind, desto vester das Siegel der Unsterblichkeit haftet. Laß es seyn, daß Künste verlohren gegangen sind; vielleicht konnte man sie entbehren; wenn aber auch nicht, so strebe der menschliche Geist, sie wieder zu erfinden und die seinigen vor einem gleichen Untergange dauerhaft zu sichern. Er thut dieses durch die Kunst aller Künste, die Gesetzgebung und Staatskunst: denn ist der Mensch ein politisches Geschöpf ζωον πολιτικον wie er es gewiß ist, weil außer diesem Zustande oder im Verderb desselben er das Schätzenswürdigste und Beste seiner Natur verlieret: so strebe er, es ganz zu seyn, und auf Aeonen hinab zu erreichen, was in seinen Kräften stehet.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_197.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)